|<<   <<<<   14 / 18   >>>>   >>|

Jugendbildnis des Bildhauers Johann Christian Ruhl



Jugendbildnis des Bildhauers Johann Christian Ruhl


Inventar Nr.: LM 1940/479
Bezeichnung: Jugendbildnis des Bildhauers Johann Christian Ruhl
Künstler: Johann August d. J. Nahl (1752 - 1825), Maler/in
Dargestellt: Johann Christian Ruhl (1764 - 1842)
Datierung: 1782
Geogr. Bezug: Kassel
Material / Technik: Blei-Zinn-Legierung
Maße: 15 x 11 cm (Bildmaß)
Provenienz:

erworben 1940 aus dem Nachlass von Alexander Fiorino, Kassel

1910 Alexander Fiorino, Kassel

Beschriftungen: Signatur: bez. verso (in die Platte eingeritzt): A. Nahl p. 1782
Signatur: verso auf der Abdeckpappe: August Nahl pinxit/1782 Caßel/im 16ten Jahr


Katalogtext:
Nahl hat das kleinformatige Brustbild seines jüngeren Künstlerfreundes Johann Christian Ruhl (1764-1842) Anfang des Jahres 1782 vor seiner Abreise nach London gemalt. Der ebenfalls aus Kassel stammende Bildhauer Johann Christian Ruhl sollte ab 1791 als Lehrer, ab 1829 als Professor an der Kasseler Kunstakademie unterrichten und Möbelentwürfe und Skulpturen für die Ausstattung des Wilhelmshöher Schlosses schaffen. Als das Porträt entstand, war er sechzehn Jahre alt und hatte bereits zwei Jahre lang, von 1777 bis 1779, die Zeichenklasse der neu gegründeten Kasseler Akademie besucht.
Nahl stellte seinen Freund im Dreiviertelprofil vor neutralem braunem Grund dar. Während Ruhl den Oberkörper nach rechts gedreht hat, ist der Kopf in entgegengesetzte Richtung nach links gewandt. Das Licht fällt vor allem auf die rechte Gesichtshälfte, die mit dem hellbraunen, gelockten Haar, den dunklen Augen und dem hellen offenen Hemd einen harmonischen Kontrast bildet zu dem dunkelbraunen Rock mit dem grün abgesetzten Revers und dem Hut mit dem hellgrauen Schmuckband. Unbeeinträchtigt von Accessoires bestimmen die Gesichtszüge die Wirkung dieses Brustbildes. Der leicht geöffnete Mund und die zarten Schattierungen des Inkarnats lassen diese besonders zart erscheinen und den Dargestellten noch jünger, beinahe kindlich wirken.
Das Porträt ist ein Beispiel für die zahlreichen Freundschaftsbildnisse, die im Zuge der allgemeinen Glorifizierung der Freundschaft um 1800 in Deutschland und Europa hervorgebracht wurden. Neben großformatigen, repräsentativen Bildnissen, die der persönlichen Affinität oder Geistesverwandtschaft Ausdruck verleihen sollten, entstanden auch kleinformatige Brustbildnisse, die einen privaten Einblick in die Persönlichkeit des jeweiligen Künstlerfreundes suchen, ohne repräsentativen Anspruch, in natürlicher Pose und ohne Attribute.
(S. Heraeus, 2003)


Literatur:
  • Nahl-Ausstellung. Kassel 1910, Kat.Nr. 35.
  • Gronau, Georg: Nahl-Ausst. im Kunstverein Cassel. In: Kunstchronik (1911), S, S. Sp. 140.
  • Werke hessischer Maler des 19. Jahrhunderts (1800-1880). Kassel 1915, Kat.Nr. 142.
  • 150 Jahre Kasseler Kunstakademie. Kassel 1927, Kat.Nr. 113.
  • 175 Jahre Kasseler Akademie. Jubiläums-Ausstellung im Landesmuseum Kassel, veranstaltet von der Staatlichen Werkakademie und den Staatlichen Kunstsammlungen in Kassel. Ausstellungskat. Kassel 1952, Kat.Nr. 177.
  • Lankheit, Klaus: Das Freundschaftsbild in der Romantik. Heidelberg 1952, S. 39-48.
  • Heinz, Marianne: Die Kasseler Bildhauer Nahl und Ruhl. In: Kat. Kassel 1979 (1979), S. 88-91, S. 88-91, 227, Kat.Nr. 329.
  • Sabine Fett und Michaela Kalusok: Die Künstlerfamilie Nahl - Rokoko und Klassizismus in Kassel. Verzeichnis sämtlicher Werke von Johann August Nahl d. Ä., Johann Samuel Nahl d. J. und Johann August Nahl d. J. im Besitz der Staatlichen Museen Kassel. Kassel 1994, S. 67, Kat.Nr. 72.
  • Die Kasseler Sammlung Alexander Fiorino. Katalog zur Ausstellung in der Neuen Galerie 12. Juni - 11. September 1994. Kassel 1994, S. 125, 128, Kat.Nr. 42.
  • Heraeus, Stefanie; Tipton, Susanne: Künstlerbildnisse. Porträts von Tischbein bis Beuys. Malerei, Graphik und Skulptur aus eigenen Beständen. Kassel 1996, S. 39-40, Kat.Nr. 15.
  • Heraeus, Stefanie [Bearb.]; Eissenhauer, Michael [Hrsg.]: Spätbarock und Klassizismus. Bestandskatalog der Gemälde in den Staatlichen Museen Kassel. Kassel [u.a.] 2003, S. 140-141, Kat.Nr. 116.
  • Sitt, Martina: "Geeignet, junge Künstler zu belehren..." Die Anfänge der Kassler Kunstakademie (1777-1830). Hamburg 2018.
  • Mävers, Sophie-Luise: Reformimpuls und Reglungswut. Die Kasseler Kunstakademie im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert. Eine Studie zur Künstlerausbildung im nationalen und internationalen Vergleich. Darmstadt/Marburg 2020.


Letzte Aktualisierung: 17.11.2020



© Hessen Kassel Heritage 2024
Datenschutzhinweis | Impressum