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Kasseler Unterneustadt



Kasseler Unterneustadt


Inventar Nr.: GK 672 (1875/677)
Bezeichnung: Kasseler Unterneustadt
Künstler: Christian Georg d. Ä. Schütz (1718 - 1791), Maler/in
Datierung: 1751
Geogr. Bezug: Kassel-Unterneustadt
Material / Technik: Eichenholz
Maße: 34,5 x 44,5 cm (Bildmaß)
Provenienz:

erworben um 1755 (möglicherweise auch etwas später ins Inventar aufgenommen)

im 1775 erstellten Inventarium B verzeichnet unter Diemarsches Haus »Bel-Etage« (1. Stock des späteren Akademiegebäudes)

1783 u. 1805 Kunstakademie, Sessionszimmer

1863 Schloss Bellevue

1877 Neue Gemäldegalerie

Beschriftungen: Signatur: bez. u.Mitte (am Weg): Schüz. F.


Katalogtext:
Schütz d. Ä. hat nicht nur Ideallandschaften, sondern auch präzise Stadt- und Landschaftsveduten gemalt. Die Ansicht des weitläufigen Fuldatals mit Gebäuden der Kasseler Unterneustadt, die recht genau die topographische Situation wiedergibt, dürfte während seines dreimonatigen Aufenthaltes in Kassel im Sommer 1751 entstanden sein. Im Mittelgrund, vom linken Bildrand überschnitten, ist das unter Landgraf Carl (1670-1730) errichtete, reformierte Waisenhaus mit seinen Nebengebäuden zu sehen. Es lag am Rand des südlichen Teils der Unterneustadt nahe des Festungswalls, dessen Mauer, Wassergraben und Erdwall detailliert beschrieben sind. Das Gemälde dokumentiert die vorangeschrittene Verwahrlosung der Festungsanlagen, die nach dem Siebenjährigen Krieg geschleift wurden. Die Ausbuchtung an der Fulda, die auch in zeitgenössischen Landkarten und Bauplänen eingezeichnet ist, gibt den bereits verlandeten fürstlichen Gondelhafen wieder.
Die Staffagefiguren des Vordergrundes, drei Wäscherinnen mit Schulterkörben und Holzbottichen und ein Fischer mit Netz, die auf der Seite des Residenzschlosses stehen, vermitteln etwas von der ländlichen Atmosphäre der Voraue. Der vom oberen und rechten Bildrand überschnittene Laubbaum dient als Repoussoirmotiv. In der Ferne sind zwischen den zahlreichen Laubbäumen die Ortschaft Bettenhausen und der Siechenhof auszumachen, der im Mittelalter zur Versorgung von Leprakranken gedient hatte und im 18. Jahrhundert eine Art städtisches Altersheim war.
Trotz topographischer Genauigkeit bemühte sich Schütz d. Ä. um eine malerische Gesamtwirkung, die er vor allem durch ein warmes, nach den Regeln der Farbperspektive abgestuftes Kolorit von Braungrüntönen erreichte. In Causids Gemäldekatalog von 1783 wird als Pendant »Die jenseitige Aussicht bei Kassel nach dem sogenannten Forste« angeführt (Kat. Kassel 1783, S. 94, Nr. 32), deren Verbleib unbekannt ist.
(S. Heraeus, 2003)


Inventare:
  • Catalogue des Tablaux. Kassel 1749, S. 66, Nr. 744.
Literatur:
  • Causid, Simon: Verzeichnis der Hochfürstlich-Heßischen Gemälde-Sammlung in Cassel. Kassel 1783, S. 94, Kat.Nr. 31.
  • Apell, David von: Cassel in historisch-topographischer Hinsicht. Nebst einer Geschichte und Beschreibung von Wilhelmshöhe und seinen Anlagen. Marburg 1805, S. 224 (Teil 1).
  • Robert, Ernst Friedrich Ferdinand: Verzeichniß der Kurfürstlichen Gemählde-Sammlung. Cassel 1830, S. 139, Kat.Nr. 844.
  • Auszug aus dem Verzeichnisse der Kurfürstlichen Gemälde-Sammlung. Kassel 1845, S. 80, Kat.Nr. 844.
  • Gwinner, Philipp Friedrich: Kunst und Künstler in Frankfurt am Main. Vom dreizehnten Jahrhundert bis zur Eröffnung des Städelschen Kunstinstituts. Frankfurt am Main 1862, S. 313.
  • Parthey, Gustav: Deutscher Bildersaal. Verzeichnis der in Deutschland vorhandenen Ölbilder verstorbener Maler aller Schulen. Berlin 1863/64, S. 529 (Bd. 2), Kat.Nr. 8.
  • Aubel, Carl: Verzeichnis der in dem Lokale der Neuen Gemälde-Gallerie zu Cassel befindlichen Bilder. Kassel 1877, Kat.Nr. 844.
  • Eisenmann, Oscar: Katalog der Königlichen Gemälde-Galerie zu Cassel. Nachtrag von C. A. von Drach. Kassel 1888, S. 372, Kat.Nr. 637.
  • Gronau, Georg: Katalog der Königlichen Gemäldegalerie zu Cassel. Berlin 1913, S. 62, Kat.Nr. 672.
  • Banaschewski, Anna Magdalena: Christian Georg Schütz der Ältere. 1718-1791. Würzburg 1923, S. 97, Kat.Nr. 176.
  • Gronau, Georg; Luthmer, Kurt: Katalog der Staatlichen Gemäldegalerie zu Kassel. 2. Aufl. Berlin 1929, S. 73, Kat.Nr. 672.
  • Vogel, Hans: Katalog der Staatlichen Gemäldegalerie zu Kassel. Kassel 1958, S. 142, Kat.Nr. 672.
  • Wegner, Karl-Hermann: Das historische Stadtmodell im Stadtmuseum "Kassel 1766". In: Geschäftsbericht der Stadtsparkasse Kassel (1989), S. 8-15, S. 14.
  • Vanja, Christina: Institution aufgeklärter Wohlfahrt und mittelalterlicher Karitas. In: Wunder/Vanja/Wegner 2000 (2000), S. 104-142, S. 108-115.
  • Heraeus, Stefanie [Bearb.]; Eissenhauer, Michael [Hrsg.]: Spätbarock und Klassizismus. Bestandskatalog der Gemälde in den Staatlichen Museen Kassel. Kassel [u.a.] 2003, S. 162-163, Kat.Nr. 141.
  • Bungarten, Gisela (Hrsg.): Groß gedacht! Groß gemacht? Landgraf Carl in Hessen und Europa. Ausstellungskatalog. Kassel, Museumslandschaft Hessen Kassel. Petersberg 2018, S. 458-459, Kat.Nr. IX.129.


Letzte Aktualisierung: 27.11.2018



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