Christus bei Martha und Maria Magdalena



Christus bei Martha und Maria Magdalena


Inventar Nr.: 1875/Anh. 89
Bezeichnung: Christus bei Martha und Maria Magdalena
Künstler: Emanuel Johann Karl Wohlhaupter (1683 - 1756), Maler/in
Datierung: 1747/1756
Geogr. Bezug: Fulda
Material / Technik: Leinwand
Maße: 249 x 154 cm (Bildmaß)
Provenienz:

vermutlich seit 1816 in kurfürstlichem Besitz, aber erst 1870 inventarisiert


Katalogtext:
Christi Besuch bei Maria und Martha im Haus des Lazarus gehört zu den in den Evangelien berichteten Ereignissen, die wegen ihres exemplarischen Charakters ein verbreitetes Bildthema waren. Maria, die den Worten Christi allein Aufmerksamkeit schenkt, wird der »bessere Teil« gegenüber Martha zuerkannt, die in der Mühe der äußeren Dienstleistung aufgeht (Lk 10, 38-42).
In einer Loggia mit Blick in zwei Seitenräume sitzt Christus vor einem Säulenpaar, den Blick auf den Betrachter gerichtet, mit sprechender Gebärde. Mit dem ausgestreckten Zeigefinger der rechten Hand weist er auf Maria, die zu seinen Füßen kniet und mit gefalteten Händen den Worten des Herrn lauscht. Ihre Schwester Martha steht zur Linken Christi, das linke Bein eilenden Schrittes noch angewinkelt und leicht erhoben, deutet sie mit dem ausgestreckten Zeigefinger ihrer rechten Hand auf die Magd hinter ihr, die auf dem Kopf einen mit Geschirr voll beladenen Korb trägt. Die Gegenüberstellung von kontemplativer und aktiver Haltung beider Frauen äußert sich auch in der Farbgebung der Gewänder. Maria trägt ein ockergelbes Kleid und einen hellgrauen Mantel, Martha einen leuchtendroten Mantel, mit dem ihr dunkelgrünes Kleid komplementär kontrastiert. Christus ist zwischen den beiden Schwestern, genau in der Bildmitte, platziert. Das von links oben einfallende Licht hebt sein Haupt hervor, das durch einen hellen Lichtkranz von den braunen Gewändern der drei hinter ihm stehenden Männer abgegrenzt ist. Das Altargemälde im Hintergrund, das zwischen den beiden Säulen angebracht ist, zeigt einen Mann in orientalischer Kleidung mit Hut und Feder, der fünf Personen segnet.
Das Gemälde ist am linken Bildrand stark beschädigt. Zusammen mit drei weiteren Szenen aus dem Leben Christi (1875/Anh. 146, 1875/Anh. 141, 1875/Anh. 90) gelangte es im 19. Jahrhundert aus Fulda nach Kassel. Inventarisiert wurden die vier Gemälde erst 1870. Ihre identischen Maße legen nahe, dass sie einen Zyklus bilden, wobei die Szenen aus unterschiedlichen Evangelien stammen und nicht unmittelbar inhaltliche Bezüge erkennen lassen, möglicherweise sind weitere Gemälde der Folge auch abhanden gekommen. Auf allen vieren erscheint Christus in rotem Gewand und blauem Mantel, wobei sich seine Gesichtszüge nicht gleichen. Der vorliegende Christuskopf passt eher zur Handschrift Herrleins als zu der von Wohlhaupter, so dass die Bilderfolge zwischen 1747 und 1756 entstanden sein dürfte, als die beiden Maler gemeinsam eine Werkstatt führten. Zum Vergleich bietet sich die 1755 von Wohlhaupter und Herrlein ausgeführte Bilderfolge der zwölf Apostel für das fuldische Schlösschen in Römershag, besonders dessen Schlosskapelle, an (Bad Brückenau, Pflegeheim Römershag). Vor allem der »Apostel Johannes« weist Ähnlichkeiten mit dem vorliegenden Gemälde auf (Gregor Stasch, Brief vom 15.6.2002).
(S. Heraeus, 2003)


Literatur:
  • Johann Andreas Herrlein und die barocke Malerei in Fulda. Fulda 1991, S. 88-90.
  • Heraeus, Stefanie [Bearb.]; Eissenhauer, Michael [Hrsg.]: Spätbarock und Klassizismus. Bestandskatalog der Gemälde in den Staatlichen Museen Kassel. Kassel [u.a.] 2003, S. 352-353, Kat.Nr. 330.


Letzte Aktualisierung: 21.04.2020



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