Orpheus unter den Tieren



Orpheus unter den Tieren


Inventar Nr.: GK 1070
Bezeichnung: Orpheus unter den Tieren
Künstler: Roelant Savery (1576 - 1639), Maler/in, Nachfolger
Datierung:
Geogr. Bezug:
Material / Technik: Öl
Maße: 172 x 281,5 cm (Bildmaß)
Provenienz:

erworben vor 1749 durch Wilhelm VIII.


Katalogtext:
In einer Waldlandschaft, die von einem Fluss in der Breite durchlaufen wird, so dass sich eine Art Halbinsel herausbildet, wird eine kaum zu überblickende Fülle von Tieren gezeigt, darunter heimische Spezies wie z. B. Hirsche, Hunde, Katzen, Kühe, Enten, Schwäne, aber auch exotische Tiere wie Kamele, Tiger, Leoparden oder Affen. Eine besondere Erwähnung verdient der im Bildhintergrund rechts in einer Waldöffnung dargestellte Dodo, ein im 17. Jahrhundert ausgestorbener flugunfähiger Vogel, der ausschließlich auf den Inseln Mauritius und Réunion im Indischen Ozean verbreitet war.

Genau im Bildzentrum sieht man Orpheus, den mythischen Sänger der Antike, beim Harfenspiel. Von Apollo wurde er zu einem Musiker mit Wunderkräften begabt, der durch Gesang und Leierspiel alle Geschöpfe anzieht und bezaubert (Ovid XI, 1,2). In konzentrischen Kreisen sind die Tiere um ihn versammelt, ohne dabei der Komposition etwas allzu Statisches zu verleihen. Vielmehr wird hier ganz unmittelbar zum Ausdruck gebracht, wie die Tiere durch die Musik angelockt werden. Von allen Seiten scheinen sie herbeizuströmen, um andächtig dem Saitenspiel zu lauschen. Die Macht der Musik wird augenfällig. Wie fruchtbar die Wechselwirkung zwischen Musik und bildender Kunst im höfischen Kontext war, zeigen die zahlreichen Festaufbauten und Opern im 17. und 18. Jahrhundert zu dem Thema (vgl. Krems 2009).

Obwohl das Sujet sich häufig Werk Roelant Saverys findet, ist eine Zuweisung des Kasseler Gemäldes an den Künstler unwahrscheinlich, da sich deutlich Unterschiede im Figurenstil ergeben. Ebenso ist eine Zuschreibung an Jan van Kessel d. Ä., wie im Inventar von 1749ff. angegeben, nicht überzeugend. So darf man den Autor im Umkreis oder in der unmittelbaren Nachfolge von Roelant Savery vermuten.
(J. Lange, 2011)


Inventare:
  • Catalogue des Tablaux. Kassel 1749, S. 35, Nr. 347.
Literatur:
  • Robert, Ernst Friedrich Ferdinand: Versuch eines Verzeichnisses der kurfürstlich hessischen Gemälde-Sammlung. Kassel 1819, S. 90, Kat.Nr. 539.
  • Robert, Ernst Friedrich Ferdinand: Verzeichniß der Kurfürstlichen Gemählde-Sammlung. Cassel 1830, S. 107, Kat.Nr. 629.
  • Auszug aus dem Verzeichnisse der Kurfürstlichen Gemälde-Sammlung. Kassel 1845, S. 65, Kat.Nr. 629.
  • Schnackenburg, Bernhard: Gemäldegalerie Alte Meister Gesamtkatalog. Staatliche Museen Kassel. 2 Bde. Mainz 1996, S. 271.
  • Lange, Justus u. a.: Dialoge. Barocke Meisterwerke aus Darmstadt zu Gast in Kassel. Petersberg 2011, S. 56, Kat.Nr. 9.


Letzte Aktualisierung: 26.07.2023



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