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Marie Madeleine Platzmann



Marie Madeleine Platzmann


Inventar Nr.: GK 1013a (1875/1446)
Bezeichnung: Marie Madeleine Platzmann
Künstler: Anton Graff (1736 - 1813), Maler/in
Dargestellt: Marie Madeleine Platzmann (1731 - 1790)
Datierung: um 1785/1790
Geogr. Bezug:
Material / Technik: Leinwand, doubliert
Maße: 71,5 x 57 cm (Bildmaß)
Provenienz:

erworben 1966 von der Galerie Mander, München

um 1963 Barocksammlung Hans Rochelmeyer, Mainz

1949 u. 1955 Auktion der Galerie Fischer, Luzern

1949 Auktion Kende Galleries, New York

1936 Sammlung Oscar Bondy, Wien

H. Itzinger, Berlin

Beschriftungen:


Katalogtext:
Graffs Anliegen, dem Wesen einer Person in seinen Porträts künstlerischen Ausdruck zu verleihen, zeigt sich auch im Halbfigurenbildnis von Marie Madeleine Platzmann. Den Oberkörper leicht nach rechts gedreht, richtet die alte Dame den Blick direkt auf den Betrachter. Die Hände, von denen nur die linke zu erkennen ist, hat sie vor dem Körper ineinander gelegt. Sie trägt einen schwarzen Mantel mit einem ebenfalls schwarzen, pelzbesetzten Tuch, das vor der Brust geknotet ist.
Graff, der »als Schöpfer des bürgerlichen Frauen- und Männerporträts in Deutschland« (Berckenhagen 1989, S. 10) gilt, legte alle Konzentration auf das Gesicht, ohne dabei die Spuren des Alters zu verbergen. Die regen dunkelbraunen Augen und die leicht angewinkelte Mundpartie der alten Dame suggerieren eine vertraute, gesprächsmäßige Beziehung zum Betrachter. Durch die gedämpfte Farbigkeit des graubraunen Grundes und des dunklen Mantels tritt der Kopf mit der weißen Haube besonders plastisch hervor. Die Haube ist mit Rüschen besetzt und mit einer Schleife verziert und lässt nur den Ansatz des grauen Haares erkennen. Die weiße, vierreihige Perlenkette um den Hals und das helle dünne Tuch, das im Ausschnitt steckt, betonen ebenfalls die Kopf- und Halspartie und setzen sie von dem schwarzen Mantel ab.
Berckenhagen, der das Gemälde auf die Zeit um 1796 datiert, hat vermutet, dass es sich bei der Dargestellten um Sophie La Roche (1731-1807) handeln könnte. Ein Porträt der Schriftstellerin von Johann Heinrich Tischbein d. Ä. zeigt aber keine auffälligen Ähnlichkeiten mit dem Kasseler Bildnis.
Physiognomische Übereinstimmungen lassen sich hingegen mit einem um 1775 entstandenen Porträt von Marie Madeleine Platzmann beobachten (vgl. Berckenhagen 1967, Nr. 1085), das Graff dreifach ausführte und dessen Erstfassung sich im Herzog Anton Ulrich-Museum in Braunschweig befindet (Inv. Nr. 767). Dort ist die Platzmann in einem getupften weiß-rosafarbenen Seidenmantel und mit einem Tuch über dem grau gepuderten Haar dargestellt. Marie Madeleine Platzmann (1731-1790), die Tochter des Berliner Hofjuweliers Pierre Lautier, war seit 1752 mit dem Seidenbandfabrikanten Jean Platzmann (1720-1770) in Berlin verheiratet und in zweiter Ehe mit dem preußischen Geheimrat Pierre Vigne. Die Familie Platzmann war mit der Leipziger Familie Dufour verwandt, die auch Graffs Zeitgenosse und direkter Konkurrent Friedrich August Tischbein (1750-1812) in zwei Bildnissen porträtiert hat (vgl. 1875/1380, 1875/1366).
(S. Heraeus, 2003)


Literatur:
  • Volk und Scholle 9. 1931, S. 229.
  • Hugelshofer, W.: Anton Graff. Bei Anlaß der 200. Wiederkehr seines Geburtstages. In: Pantheon 18 (1936), S. 375-382, S. 376.
  • World Collectors Annuary 1. 1946-1949, Kat.Nr. 3439.
  • Berckenhagen, Ekhart: Anton Graff. Leben und Werk. Berlin 1967, Kat.Nr. 854.
  • Herzog, Erich: Meisterwerke in hessischen Museen. Hanau 1967a, S. 162, Kat.Nr. 33.
  • Herzog, Erich: Die Gemäldegalerie der Staatlichen Kunstsammlungen Kassel. Geschichte der Galerie von Georg Gronau und Erich Herzog. Hanau 1969, S. 64, 94, Kat.Nr. 97.
  • Anton Graff. Selbstbildnis vor der Staffelei. Leipzig 1986, S. 73, Kat.Nr. 94.
  • Heraeus, Stefanie [Bearb.]; Eissenhauer, Michael [Hrsg.]: Spätbarock und Klassizismus. Bestandskatalog der Gemälde in den Staatlichen Museen Kassel. Kassel [u.a.] 2003, S. 62-63, Kat.Nr. 45.


Letzte Aktualisierung: 08.03.2022



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