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Die Muse Klio (Die neun Musen)



Die Muse Klio (Die neun Musen)


Inventar Nr.: GK 695
Bezeichnung: Die Muse Klio (Die neun Musen)
Künstler: Johann Heinrich d. Ä. Tischbein (1722 - 1789), Maler/in
Datierung: 1780
Geogr. Bezug: Kassel
Material / Technik: Leinwand
Maße: 38 x 47 cm (Bildmaß)
Provenienz:

im Auftrag von Landgraf Friedrich II.

1804 Schloss Wilhelmshöhe, Corps de logis, zweites Geschoss, in einem Vorzimmer der Bibliothek

1815 Schloss Wilhelmshöhe, Erdgeschoss, Marmorsaal

1829 Gemäldegalerie

Beschriftungen: Signatur: bez. l. (auf der Säulenbasis): J. H. Tischbein Sen pinx. 1780


Katalogtext:
Klios Haupt wird von einem Lorbeerkranz geschmückt, in der Rechten hält sie die Ruhm verkündende Tuba. Auf dem Mauervorsprung, auf den sie den Arm stützt, liegt eine Schriftrolle mit ihrem Namenszug und der Aufschrift »Thukydides«. Nach Cesare Ripas Empfehlung soll Klio in der Hand ein Buch des griechischen Geschichtsschreibers Thukydides halten, da diese Muse seit Vergil als Erfinderin der Geschichte gilt. Thukydides hatte im 4. Jahrhundert v. Chr. sein Werk über den Peloponnesischen Krieg verfasst und gehört neben Herodot zu den ersten Geschichtsschreibern.
Die imposanten Bauwerke in Tischbeins Darstellung, auf die Klio den Betrachter mit ihrem linken ausgestreckten Arm ausdrücklich hinweist, sind keine exakten Darstellungen bestimmter Denkmäler, sondern evokative Zitate verschiedener Gattungen von Monumenten des antiken Rom: Versatzstückhaft angeordnet sind dort ein eintoriger Bogen mit einer Quadriga und zwei Siegesmalen im Stil stadtrömischer Bogenmonumente, eine Pyramide, eine Säule und ein Rundtempel. Während die Pyramide an die Cestius-Pyramide erinnert, könnte mit der Säule sowohl die Trajans- als auch die Marc-Aurel-Säule gemeint sein, da der Reliefschmuck nicht dargestellt ist. Der Rundtempel erinnert schließlich an den bereits im 15. Jahrhundert unter Papst Sixtus IV. abgerissenen Rundtempel, die »aedes Aemiliana Herculis«, der nur noch in Zeichnungen von Pirro Ligorio und Baldassare Peruzzi überliefert ist.
Eine lavierte Federzeichnung, die Tischbein mit »1779« signiert hat, stimmt bis auf gewisse Abweichungen des Hintergrundes mit dem vorliegenden Gemälde überein (Darmstadt, Hessisches Landesmuseum, Inv. Nr. HZ 406).
(S. Heraeus, 2003)


Archivalien:
  • Robert, Ernst Friedrich Ferdinand [zusammengestellt von]: Verzeichniß der Gemälde auf Wilhelmshöhe im Kurfürstl. Schloß daselbst. 1815, Nr. 83.
Literatur:
  • Döring, Wilhelm: Beschreibung des Kurfürstlichen Landsitzes Wilhelmshöhe bey Cassel. Kassel 1804, S. 15, Kat.Nr. 3-11.
  • Robert, Ernst Friedrich Ferdinand: Versuch eines Verzeichnisses der kurfürstlich hessischen Gemälde-Sammlung. Kassel 1819, S. 128, Kat.Nr. 806.
  • Robert, Ernst Friedrich Ferdinand: Verzeichniß der Kurfürstlichen Gemählde-Sammlung. Cassel 1830, S. 149, Kat.Nr. 933.
  • Aubel, Carl: Verzeichnis der in dem Lokale der Neuen Gemälde-Gallerie zu Cassel befindlichen Bilder. Kassel 1877, S. 75, Kat.Nr. 875.
  • Eisenmann, Oscar: Katalog der Königlichen Gemälde-Galerie zu Cassel. Nachtrag von C. A. von Drach. Kassel 1888, S. 380, Kat.Nr. 660.
  • Bahlmann, Hermann: Johann Heinrich Tischbein. Straßburg 1911, S. 74, Kat.Nr. 18.
  • Gronau, Georg: Katalog der Königlichen Gemäldegalerie zu Cassel. Berlin 1913, S. 69, Kat.Nr. 695.
  • Luthmer, Kurt: Die hessische Malerfamilie Tischbein. Verzeichnis ihrer Mitglieder und einer Auswahl ihrer Werke. Kassel 1934, S. 19, Kat.Nr. 53-60.
  • Vogel, Hans: Katalog der Staatlichen Gemäldegalerie zu Kassel. Kassel 1958, S. 156, Kat.Nr. 695.
  • Marianne Heinz [Bearb.]; Erich Herzog [Bearb.+ Hrsg.]: Johann Heinrich Tischbein d. Ä. (1722 - 1789), Kassel trifft sich - Kassel erinnert sich in der Stadtsparkasse Kassel. Kassel 1989, S. 191, Kat.Nr. A 19.
  • Tiegel-Hertfelder, Petra: "Historie war sein Fach". Mythologie und Geschichte im Werk Johann Heinrich Tischbeins d. Ä. (1722-1789). Worms 1996, S. 115, 364, 419, Kat.Nr. G 98.
  • Steinby, Eva Margareta [Hrsg.]: Lexicon topographicum urbis Romae. Bd. 3 O-H. Rom 1996, S. 385.
  • Heraeus, Stefanie [Bearb.]; Eissenhauer, Michael [Hrsg.]: Spätbarock und Klassizismus. Bestandskatalog der Gemälde in den Staatlichen Museen Kassel. Kassel [u.a.] 2003, S. 254-255, Kat.Nr. 215.
  • Lange, Justus; Rotter, Malena: Tischbein im Kontext. Ausstattungsprogramme für die Landgrafen von Hessen-Kassel. Kassel 2023, S. 42.


Letzte Aktualisierung: 08.06.2020



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