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Aurora mit drei Genien und Blumengirlanden



Aurora mit drei Genien und Blumengirlanden


Inventar Nr.: 1875/727
Bezeichnung: Aurora mit drei Genien und Blumengirlanden
Künstler: Johann Heinrich d. Ä. Tischbein (1722 - 1789), Maler/in
Datierung: 1775
Geogr. Bezug: Kassel
Material / Technik: Leinwand
Maße: 64 x 147 cm (Bildmaß)
Provenienz:

im Auftrag von Landgraf Friedrich II.

1814 Schloss Wilhelmshöhe, Bildergalerie


Katalogtext:
In einem grünen Gewand und einem hellroten Mantel thront eine mit Rosenranken geschmückte Göttin auf Wolken und streut Blumen herab. Drei Kindergenien mit Schmetterlingsflügeln zur Linken und Rechten der Göttin reichen ihr Blütenzweige und Blumenranken oder halten mit Blumen gefüllte Körbe in den Händen. Die Gesichtszüge der Göttin und der Komplementärkontrast Rot-Grün entsprechen Tischbeins Malstil der 1780er Jahre, wenngleich die Kindergenien wegen ihrer schwächeren Ausführung zeigen, dass seine Werkstatt nicht unbeteiligt war. Die Supraporte entstand wohl im Rahmen der zahlreichen Gemäldeaufträge, die Landgraf Friedrich II. für das Residenzschloss in Kassel vergab, als er es für seine zweite Frau Philippine von Brandenburg-Schwedt (1745-1800) herrichten ließ, die er 1773 geheiratet hatte. Auch wenn das Gemälde im 1816 begonnenen Inventar unter dem Titel »Die Göttin Flora mit Blumen in der Hand von den Genien mit einem Blumenkorb umgeben« verzeichnet ist und auch in allen späteren Galeriekatalogen unter diesem Titel auftaucht, ist wohl mit der auf Wolken thronenden Göttin nicht die Frühlingsgöttin Flora, sondern Aurora gemeint, die Göttin der Morgenröte, die – wie es Cesare Ripa empfiehlt – mit Rosen geschmückt, Blüten streuend den Sonnenaufgang ankündigt. Dafür spricht auch eine signierte Federzeichnung Tischbeins von 1775 (Dresden, Staatliche Kunstsammlungen, Kupferstich-Kabinett, Inv. Nr. C 1963-1439), die mit dem ausgeführten Gemälde weitgehend übereinstimmt und am unteren Blattrand ebenfalls segmentförmig eingeschnitten ist. Tischbein hat diese Darstellung in der Blattunterschrift als »Aurora« bezeichnet und zudem den vorgesehenen Standort angegeben: »über der Thüre in der Frau Landgräffin Hoheit Schlaffzimmer«. Mögliches Gegenstück war die im Bildaufbau ähnlich gestaltete Supraporte »Venus wird von ihren Zofen geschmückt« (1875/728), bei der die Figuren ebenfalls als Dreieckskomposition angeordnet sind und die am unteren Rand auch segmentförmig eingeschnitten ist.
(S. Heraeus, 2003)


Literatur:
  • Robert, Ernst Friedrich Ferdinand: Versuch eines Verzeichnisses der kurfürstlich hessischen Gemälde-Sammlung. Kassel 1819, S. 126, Kat.Nr. 797.
  • Bahlmann, Hermann: Johann Heinrich Tischbein. Straßburg 1911, S. 74, Kat.Nr. 34.
  • Meisterliche Handzeichnungen aus Privatbesitz. Sammlung Deiker. Ausstellungskatalog. Hessisches Landesmuseum (Kasseler Museumsverein. Der Veröffentlichungen IV. Heft). Kassel 1930, S. 148, Kat.Nr. 923.
  • Tiegel-Hertfelder, Petra: "Historie war sein Fach". Mythologie und Geschichte im Werk Johann Heinrich Tischbeins d. Ä. (1722-1789). Worms 1996, S. 408, 351.
  • Heraeus, Stefanie [Bearb.]; Eissenhauer, Michael [Hrsg.]: Spätbarock und Klassizismus. Bestandskatalog der Gemälde in den Staatlichen Museen Kassel. Kassel [u.a.] 2003, S. 305-306, Kat.Nr. 259.


Letzte Aktualisierung: 21.04.2020



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