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Bauern in einer Sommerlaube



Bauern in einer Sommerlaube


Inventar Nr.: GK 277
Bezeichnung: Bauern in einer Sommerlaube
Künstler: Adriaen van Ostade (1610 - 1685), Maler/in
Datierung: 1676
Geogr. Bezug:
Material / Technik: Öl
Maße: 38,5 x 32,5 cm (Bildmaß)
Provenienz:

erworben vor 1749 durch Wilhelm VIII. von W. Lormier (?), Den Haag


Katalogtext:
Eine bäuerliche Gesellschaft hat sich in einer rustikalen und weinberankten Gartenlaube zusammengefunden und vergnügt sich bei Unterhaltung und Spiel. Dabei wird dem Bier und dem Tabak zugesprochen. Die fröhliche Atmosphäre setzt sich in den Hintergrund fort: Links vor der Eingangstür zu einem bäuerlichen Haus spielt ein Musikant auf einem Dudelsack vor einem älteren Paar und einem Kind, unter einer Wäscheleine vor einem Schuppen steht eine weitere Gruppe im Gespräch beisammen. In der vorderen rechten Bildecke hat der Maler ein gebrochenes Rad, einen zerschlagenen Krug sowie zwei alte Ziegel in stilllebenhafter Weise arrangiert, wodurch die rustikal-pittoreske Stimmung zusätzlich betont wird. Die ganze Szenerie ist in ein freundliches, helles Licht getaucht, und es herrscht der Eindruck lebhaften und geselligen Treibens, dem nur etwas versteckt im Hintergrund rechts ein Bauer bei seiner landwirtschaftlichen Tätigkeit gegenübersteht und damit an die mühsame alltägliche Arbeit erinnert.

Der Müßiggang der ländlichen Bevölkerung ist der zentrale Gegenstand in diesem Gemälde von Adriaen van Ostade, der auf der Bank rechts mit seinem Namen und der Jahreszahl 1676 signiert hat. Rauchende und trinkende Bauern sind in der holländischen Malerei sehr verbreitet und Ostade einer der Hauptvertreter dieses Genres. Die wesentlichen Kompositionsformen und Motive werden dabei immer wieder aufs Neue erzählerisch variiert. Deren stilistische Entwicklung lässt sich gut am Vergleich mit dem früher entstandenen Gemälde aus Darmstadt ablesen, welches zudem eine inhaltliche Verschiebung aufweist. Während dort die Bauern auf satirisch-drastische Weise dargestellt sind und eine moralisierende Kritik der menschlichen Laster impliziert wird, enthält die Szene aus Kassel nichts Anstößiges mehr. Hier stehen vielmehr die Freuden des bäuerlichen Gesellschaftslebens im Vordergrund, das mit humorvollem Blick geschildert wird.
(T. Trümper, 2011)


Inventare:
  • Catalogue des Tablaux. Kassel 1749, S. 10, Nr. 97.
Literatur:
  • Causid, Simon: Verzeichnis der Hochfürstlich-Heßischen Gemälde-Sammlung in Cassel. Kassel 1783, S. 204, Kat.Nr. 53.
  • Robert, Ernst Friedrich Ferdinand: Versuch eines Verzeichnisses der kurfürstlich hessischen Gemälde-Sammlung. Kassel 1819, S. 57, Kat.Nr. 346.
  • Robert, Ernst Friedrich Ferdinand: Verzeichniß der Kurfürstlichen Gemählde-Sammlung. Cassel 1830, S. 66, Kat.Nr. 399.
  • Auszug aus dem Verzeichnisse der Kurfürstlichen Gemälde-Sammlung. Kassel 1845, S. 42, Kat.Nr. 399.
  • Aubel, L.; Eisenmann, Oscar: Verzeichniß der in der Neuen Gemälde-Galerie zu Cassel befindlichen Bilder. 2. Aufl. Kassel 1878, S. 38, Kat.Nr. 399.
  • Eisenmann, Oscar: Katalog der Königlichen Gemälde-Galerie zu Cassel. Nachtrag von C. A. von Drach. Kassel 1888, S. 167, Kat.Nr. 253.
  • Rosenberg, Adolf; Knackfuß, H. [Hrsg.]: Adriaen und Isack van Ostade. Bielefeld/Leipzig 1900, S. 84.
  • Voll, Karl: Die Meisterwerke der königlichen Gemälde-Galerie zu Cassel. München 1904.
  • Hofstede de Groot, C.; Plietzsch, Eduard (mitwirkend); Lilienfeld, Karl (mitwirkend): Beschreibendes und kritisches Verzeichnis der Werke der hervorragendsten Holländischen Maler des XVII. Jahrhunderts. Esslingen/Paris 1907-1928, S. 84-85 (Bd. 3, 1910), Kat.Nr. 427.
  • Gronau, Georg: Katalog der Königlichen Gemäldegalerie zu Cassel. Berlin 1913, S. 47, Kat.Nr. 277.
  • Gronau, Georg; Luthmer, Kurt: Katalog der Staatlichen Gemäldegalerie zu Kassel. 2. Aufl. Berlin 1929, S. 56, Kat.Nr. 277.
  • Luthmer, Kurt: Staatliche Gemäldegalerie zu Kassel. Kurzes Verzeichnis der Gemälde. 34. Aufl. Kassel 1934, S. 25, Kat.Nr. 277.
  • Voigt, Franz: Die Gemäldegalerie Kassel. Führer durch die Kasseler Galerie. Kassel 1938, S. 54, Kat.Nr. 277.
  • Rembrandt und seine Zeit. Zweihundert Gemälde der Blütezeit der holländischen Barockmalerei des 17. Jahrhunderts aus deutschen, holländischen und schweizerischen Museums- und Privatbesitz. Museum zu Allerheiligen. Ausstellung 10.4.1949 - 2.10.1949. Schaffhausen 1949, S. 56, Kat.Nr. 100.
  • Vogel, Hans: Katalog der Staatlichen Gemäldegalerie zu Kassel. Kassel 1958, S. 107, Kat.Nr. 277.
  • Bott, Gerhard; Gronau, Georg; Herzog, Erich; Weiler, Clemens: Meisterwerke hessischer Museen. Die Gemäldegalerien in Darmstadt, Kassel und Wiesbaden. Hanau 1967, S. 110.
  • Herzog, Erich: Die Gemäldegalerie der Staatlichen Kunstsammlungen Kassel. Geschichte der Galerie von Georg Gronau und Erich Herzog. Hanau 1969, S. 22.
  • Schnackenburg, Bernhard: Adriaen van Ostade. Isack van Ostade. Zeichnungen und Aquarelle. Hamburg 1981, S. 133, Kat.Nr. 262.
  • Schnackenburg, Bernhard: Gemäldegalerie Alte Meister Gesamtkatalog. Staatliche Museen Kassel. 2 Bde. Mainz 1996, S. 212.
  • Savoy, Bénédicte: Patrimoine annexé: Les biens culturels saisis par la France en Allemagne autour de 1800. Paris 2003, S. 223, Kat.Nr. 501.
  • Lange, Justus u. a.: Dialoge. Barocke Meisterwerke aus Darmstadt zu Gast in Kassel. Petersberg 2011, S. 102, Kat.Nr. 31.
  • Lange, Justus: Arbeit, Spott und Spiel - das Bild der Bauern in der niederländischen Kunst, in: Klasse Gesellschaft. Alltag im Blick niederländischer Meister. Mit Lars Eidinger und Stefan Marx, Ausst-Kat. Hamburger Kunsthalle, Berlin 2021, S. 36-47, S. 43.


Letzte Aktualisierung: 05.12.2022



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