Bildnis des Nicolaes Prugner



Bildnis des Nicolaes Prugner


Inventar Nr.: LM 1947/65
Bezeichnung: Bildnis des Nicolaes Prugner
Künstler: Monogrammist IST, Maler/in
Dargestellt: Nicolaes Prugner (1488 - 1557)
Datierung: 1546
Geogr. Bezug:
Material / Technik: Pergament auf Holz
Maße: 73 x 52,3 cm (Bildmaß)
Beschriftungen:


Katalogtext:
Das Dreiviertelporträt des Reformators, Astronomen und Astrologen Nikolaus Prugner (1488-1557) zeigt ihn im Habitus eines Gelehrten. Links erkennt man sein Wappen mit den Initialen „NP“, auf der rechten Seite eine Armillarsphäre, die ganz ähnlich auf Martin Schaffners Tischplatte zu sehen ist. Das Haupt leicht nach links gewandt, blickt er aus dem Bilde, ohne den Betrachter dabei zu fixieren. Vielmehr scheint sein Blick ins Unbestimmte gerichtet. In seiner Linken hält er ein Schriftstück mit den Initialen „RI“. In der anderen Hand erkennt man ein Duftkugel. An einer Kette hängt schließlich sein auffälligstes Accessoire: ein reich verzierter Dolch. Auf diesem erkennt man die Zeichen der sieben Planeten sowie an der Spitze eine Himmelskugel mit Tierkreis. Vergleichbare Stücke eines solchen silbernen „Astronomendolches“ sind bislang nicht bekannt. Die Inschrift, die auf einem Schriftband zu lesen ist, das gleich einer Brüstung den unteren Bildabschluß bildet, lautet: „VIDI EGO SATVRNVM TER SEX PER SIGNA MEASSE / ZODIACI FACIES CVM MIHI TALIS ERAT“ („Als ich gesehen, wie Saturn auf seiner Bahn durch den Tierkreis dreimal sechs Zeichen durchlief, hatte ich diese Gestalt.“). Zusammen mit dem Monogramm „4ISI6“, das sich rechts neben der Figur befindet, ergaben sich daraus unterschiedliche Interpretationen. Ludolf von Mackensen nahm aufgrund des Monogramms 1546 als das Entstehungsjahr an. Er schloß daraus, da Prugner zu diesem Zeitpunkt 58 Jahre alt war, daß dieser erst mit 13 Jahren begann, den Himmel zu beobachten. Günther Oestmann hielt dem entgegen, daß in der Zahl 46 vielmehr das Alter des Dargestellten ausgedrückt sei, woraus sich der Entstehungszeitraum 1533/34 ergab. Er sah in der Inschrift einen Hinweis auf sein tatsächliches Lebensalter. Das Künstlermonogramm gibt hierüber leider keine weitere Auskunft. Allerdings läßt sich die kunsthistorische Einordnung etwas präziser fassen. Mackensen wies auf den Umkreis von Hans Holbein d. J. hin. Wenngleich sich keine unmittelbaren Parallelen zum Werk Holbeins zeigen, so dürfte doch die geographische Lokalisierung am Oberrhein zutreffend sein. Gewisse Verwandtschaft zeigt sich zum Beispiel mit dem Bildnis des Freiburger Arztes Joachim Schiller von Herdern aus dem Jahre 1541, das dem Schweizer Caspar Hagenbuch d.Ä. zugeschrieben wird. Dies betrifft zum einem die etwas schematische Art der physiognomischen Durchbildung. Zum anderen die Art der Inschriftrollen seitlich des Porträtierten. Ein Porträt eines 34-jährigen Mannes, das 1990 bei Christie’s in London versteigert wurde, zeigt ebenfalls Ähnlichkeiten mit dem hier ausgestellten Werk. Es ist mit „1530 CH“ monogrammiert, was ebenfalls in Caspar Hagenbuch aufzulösen sein könnte.
Der anonyme Monogrammist ISI könnte also aus dem Umkreis des Caspar Hugenbuch stammen und um die Mitte des 16. Jahrhunderts im oberrheinischen/schweizerischen Gebiet tätig gewesen sein.
(J. Lange, 2002)


Literatur:
  • Lange, Justus: Die Erfindung der Welt. Martin Schaffners bemalte Tischplatte von 1533. Ausstellungskatalog der Staatlichen Museen Kassel. Kassel 2002, S. 103-104, Kat.Nr. 38.


Letzte Aktualisierung: 21.02.2023



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