Prometheus bringt den Menschen das Feuer



Prometheus bringt den Menschen das Feuer


Inventar Nr.: L 82
Bezeichnung: Prometheus bringt den Menschen das Feuer
Künstler: Heinrich Friedrich Füger (1751 - 1818)
Datierung: 1817
Geogr. Bezug: Wien
Material / Technik: Leinwand
Maße: 55 x 41,5 cm (Bildmaß)
67 x 52 x 6,5 cm mit RSS (Rahmenmaß)
Provenienz:

um 1940 in deutschem Reichsbesitz

1925 Privatbesitz, Wien

1903 Auktionshaus Dorotheum, Wien


Katalogtext:
Prometheus entwendete den Göttern das Feuer, um damit gegen deren Willen eine von ihm geschaffene Kreatur zu beleben. In Fügers Gemälde nimmt der Titanensohn nahezu die gesamte Bildfläche ein. Breitbeinig, das rechte Knie auf einen Steinblock gestützt, streckt er den rechten Arm mit der brennenden Fackel triumphierend zum Himmel. Mit der rhetorischen Geste der linken Hand verweist er auf seine kühne Tat. Das ihm ins Gesicht wehende, lockige Haar unterstreicht die Dramatik der Szene. Zu Füßen des Prometheus, bildparallel angeordnet, sitzt leblos grau, mit gesenktem Kopf und angewinkelten Beinen, die aus Lehm geformte Menschengestalt, der noch die Wärme des göttlichen Feuers fehlt.
Die Datierung beruht auf dem Pendant »Herakles befreit Prometheus« (L 81), das mit »1817« signiert ist. Füger hatte bereits knapp dreißig Jahre zuvor eine großformatige Fassung von »Prometheus bringt den Menschen das Feuer« gemalt, die er 1790 auf der Wiener Akademieausstellung zeigte (Liechtenstein, Sammlungen des regierenden Fürsten). Motivisch unterscheidet sie sich nur geringfügig von der Kasseler Version, doch wird sie nicht von einem lockeren, lebendigen Duktus im Stil einer Ölstudie bestimmt, sondern von einer strengen, kargen Malweise. Dort ist der nackte, muskulöse Körper des Prometheus wuchtig, statuarisch gestaltet und erinnert an antike Kolossalstatuen. Der lange rote, wallende Mantel ist kaskadenhaft aufgetürmt und betont die Monumentalität der Figur. Neben diesem Gemälde gibt es eine weitgehend durchgeführte, großformatige Ölskizze, die 1926 zur Harrach’schen Sammlung in Wien gehörte, sowie eine flüchtig lavierte Federzeichnung (Wien, Graphische Sammlung Albertina, Inv. Nr. 28596).
Mit der Figur des Prometheus griff Füger, der in seinen Historienbildern vornehmlich Stoffe aus der antiken Geschichte und Mythologie verwendet hat, eine Symbolfigur des bildenden Künstlers auf. Seit der Renaissance galt Prometheus als der schöpferisch begabte Künstler. Im Dritten Reich mutierte der griechische Heros zum Fackelträger der deutschen Nation und war elementarer Bestandteil der völkisch-nationalsozialistischen Ikonographie. Fügers Gemälde war ebenso wie »Herakles befreit Prometheus« spätestens seit 1940 in Reichsbesitz und für das von Hitler geplante Museum in Linz vorgesehen.
(S. Heraeus, 2003)


Literatur:
  • Wilczek, Karl: Heinrich Friedrich Füger. Seine Gemälde und Zeichnungen. Wien 1925, S. (Bd. 2), Kat.Nr. 152 u. 21f.
  • Raggio, Olga: The myth of Prometheus. In: Journal of the Warburg and Courtauld Institutes 21 (1958), S. 44-62, S. 44-62.
  • Schwarzenberg, Anna Maria: Studien zu H. F. Füger. Seine Bedeutung als Zeichner. Wien 1974, S. 64.
  • Baumstark, Reinhold: Meisterwerke der Sammlungen der Fürsten von Liechtenstein. Zürich 1980, S. 287, Kat.Nr. 140.
  • Prometheus. In: Cancik, Hubert [Hrsg.]; Landfenster, Manfred [Hrsg.], Egger, Brigitte [Hrsg.]: Der Neue Pauly (2001), S, S. 402-405 (Bd. 10).
  • Heraeus, Stefanie [Bearb.]; Eissenhauer, Michael [Hrsg.]: Spätbarock und Klassizismus. Bestandskatalog der Gemälde in den Staatlichen Museen Kassel. Kassel [u.a.] 2003, S. 56-57, Kat.Nr. 39.
  • 3x Tischbein und die europäische Malerei um 1800. Kat. Staatliche Museen Kassel, Museum der bildenden Künste Leipzig. München 2005, S. 108, Kat.Nr. 26.
  • Schönewald, Beatrix; Schmidt, Andreas J.: 200 Jahre Mary Shelleys Frankenstein Kreatur zurück in Ingolstadt. Dokumentation einer fiktiven Geschichte mit Kunstinstallationen von Marc Köschinger. Kat. Stadtmuseum Ingolstadt. Ingolstadt 2018.
  • Heidenreich, Sybille: Die Krise des Fortschritts und der Traum von der sauberen Energie. Bilder von Fortschritt, Elektrizität und Natur. Göttingen 2021, S. 31.
  • Beitin, Andreas [Hrsg.]; Klose, Alexander [Hrsg.]; Steininger, Benjamin [Hrsg.]: Oil. Schönheit und Schrecken des Erdölzeitalters, Wolfsburg Kunstmuseum, Ausstellung 04.09.2021-09.01.2022. Köln 2021, S. 339.


Letzte Aktualisierung: 23.11.2023



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